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Ortenburg Open 2023

Ortenburg Open 2023

Abschlussbericht:

Jedes Jahr findet Anfang September in der Nähe von Passau das Ortenburg Open statt, und jedes Jahr macht sich eine Gruppe Passauer auf den Weg dahin. Dieses Jahr nehmen mit Philipp und Neuzugang Luben auch wieder zwei Spieler von Sauwald teil, daher kommt wieder ein Turnierbericht. Michel sollte eigentlich auch spielen, bevorzugte dann aber doch den Trainer Lehrgang.

Das Turnier ist feste Tradition in Niederbayern und besonders dieses Jahr sind Teilnehmerfeld (150 Spieler) und Preise nochmal stark angestiegen. Auch ist es immer stärker besetzt, in den letzten Jahren traten regelmäßig bekannte Gesichter der deutschen Schachszene an und 2023 sind auch wieder alleine schon zwei Großmeister am Start. Auch Niederbayerns Supertalente Lukas und Moritz Stöttner spielen natürlich wieder mit.

Freitag:

Nach 45 Minuten Verspätung und einer Neu-Auslosung beginnt um 19:45 die erste Runde. Für Philipp ist es bereits die vierte Teilnahme im A-Turnier, aber die Zeiten haben sich geändert: während er früher in der ersten Runde noch einen stärkeren Gegner bekommen hat, hat der Rating-Anstieg nun meist einen schwächeren Erstrunden Gegner zur Folge. Dementsprechend konnte das Turnier auch mit einem relativ entspannten Sieg begonnen werden, mit einem starken Figurenopfer am Ende.

Luben startete im B-Turnier mit Schwarz gegen die englische Eröffnung, war mit seiner Position jedoch nie so wirklich zufrieden und musste sich am Ende leider geschlagen geben. Einen so guten Start wie bei der Innviertler Meisterschaft letzte Woche, wo er mit 3/3 begann, kann man eben nicht immer haben.

Samstag:

Nach viel zu wenig Schlaf startet um 09:00 Uhr Morgens am Samstag die zweite Runde. Luben hatte im B-Turnier durchweg eine hervorragende Position, griff in den Komplikationen jedoch daneben und musste die zweite Niederlage einstecken.

Philipp spielte gegen Rudolf Kobl (FIDE 2081, DWZ 2135), welchen er bereits im Januar beim Staufer Open schlagen konnte. Dieses Kunststück konnte er mit einer weiteren sehr dominanten Weiß-Partie auch wiederholen und hat damit mit 2/2 seinen besten Start in Ortenburg jemals hingelegt.

Nach der Mittagspause folgte dann sogleich die dritte Runde. Unglücklicherweise kam es zum Freundesduell zwischen Philipp und Lukas Stöttner, mit welchem er bereits das Schwarzach Open, die bayerischen Meisterschaften und viele weitere Turnier besucht hat. Wie bereits in den vorherigen Berichten erwähnt, ist Lukas in letzter Zeit richtig durchgestartet und konnte alleine im August satte 93 Elo-Punkte gewinnen (auf mittlerweile bereits 2159 FIDE). Gegen Philipp stand er jedoch die meiste Zeit mit Weiß etwas schlechter und am Ende waren wohl beide Seiten froh, sich nach 21 Zügen friedlich auf Remis zu einigen.

Luben durfte in der dritten Runde gegen die stets ungeliebte Alapin-Eröffnung spielen, stand jedoch erneut die meiste Zeit ziemlich gut. Im Endspiel hätte es wohl ein paar Chancen auf mehr gegeben, aber am Ende ging auch hier das Remis in Ordnung.

Zwischenfazit: Luben leidet bis jetzt an der "Philipp-Krankheit", nämlich gut spielen aber dann nicht verwerten - morgen wird sicher noch ein Sieg geholt. Philipp macht hingegen ganz untypisch kurzen Prozess mit den Gegner und steht bei 2,5/3 Punkten und darf als Belohnung morgen früh an Brett 4 gegen FM Thomas Höfelsauer (FIDE 2371) antreten.

Sonntag:

Um 08:30 Uhr ging es dann am Sonntag weiter. Luben konnte seinen ersten Sieg im B-Turnier einfahren, wenn auch mit etwas Hilfe vom Gegner, welcher mit mehr Material Suizid begann und das Zentrum zu Lasten seines eigenen Königs aufriss.

Philipp spielte wie angekündigt gegen einen der Turnierfavoriten, den kurz vor seinem IM-Titel stehenden Thomas Höfelsauer. Mit Weiß konnte er jedoch seine Reihe dominanter Weiß-Partien fortsetzen und stand die ganze Partie etwas besser. Irgendwann wurde es jedoch zu geschlossen, um noch gut Fortschritt zu machen, sodass man sich auf Remis einigte.

Die Nachmittags-Runde verzögerte sich dann wegen zwei Marathon-Partien um fast eine halbe Stunde:  der erst 12-jährige Vladislav Barsov versuchte bis über Zug 130, seinen Gegner mit Springer und Läufer Matt zu setzen - wenn man das Prozedere nicht kennt, ist das fast unmöglich herauszufinden, und er kannte es nicht, deswegen wurde es nur Remis. Am Spitzenbrett versäumte es der frisch gekrönte bayerische Vizemeister, FM Lars Goldbeck, gegen seinen Gegner IM Krastev nach fast sechs Stunden Spielzeit ein gewonnenes Turmendspiel zu verwerten, was ihm letztendlich dann auch die Chancen auf den Turniersieg kostete.

Kurz vor 15:00 Uhr startete dann die letzte Runde. Philipp bekam eine sehr dynamische und unübersichtliche Sizilianisch - Position gegen Jochen Wilhelm (2033 FIDE) mit Chancen für beiden Seiten, musste aber am Ende seine erste Turnierniederlage einstecken. Luben musste sich gegen das dröge Colle-System beweisen und hatte erneut im Endspiel echte Siegchancen, letztendlich wurde es aber Remis.

Auch noch erwähnenswert: in der fünften Runde spielten zwei von Philipps Freunden, der Passauer Student David Melhorn (2027 DWZ) und Moritz Stöttner (2208 DWZ) gegeneinander, wobei David etwas glücklich den Punkt einheimsen konnte. Den Turniersieg machten jedoch wie zu erwarten die Favoriten unter sich aus, beide Großmeister beendeten das Turnier mit 4,5/5 Punkten. GM Milov konnte dabei in der letzten Runde Shootingstar Lukas Stöttner bezwingen, welcher vor der letzten Runde auf Platz 1 der Zwischentabelle stand.

Fazit: Luben konnte weiter an Erfahrung sammeln und war mit 2/5 Punkten im B-Turnier letztlich zufrieden. Philipp beendete das Turnier trotz der starken Gegner mit 3/5 Punkten und spielte abgesehen von der letzten Runde durchweg sehr überzeugend. Insgesamt hat das Turnier sehr viel Spaß gemacht und eine Teilnahme nächstes Jahr kann nur empfohlen werden.

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