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Bundesliga Mitte in Taufkirchen

Bundesliga Mitte in Taufkirchen

Abschlussbericht

In Runde 9 spielen wir gegen St. Veit an der Glan. Eine unberechenbare Mannschaft, die ihre Spieler aus einem sehr großen Kader auswählen kann. Wir können heuer zum ersten Mal mit Dominic Wisnet antreten, dafür spielte ich nicht. Aber da haben wir mit Michel Tischler einen guten Ersatzmann zur Verfügung. Die Mannschaftsaufstellungen für das Wochenende zeigen uns heute als leichten Elo-Favoriten, während wir am Samstag und am Sonntag wohl eher die Außenseiter Rolle einnehmen werden.
Also ist klar, heute müssen wir mindestens einen, besser noch zwei Mannschaftspunkte machen, um den Klassenerhalt sicher zu stellen. Den leider gehören auch wir zu den sieben Mannschaften, welche sich noch ernsthalte Sorgen um den Klassenerhalt machen müssen. Ein spannendes Ende für eine verrückte Saison. Einfach alles ist möglich in dieser Saison.

Nun aber zum Wettkampf. Normalerweise spiele ich selber mit und muss in meiner Partie oft Qualen erleiden. Aber heute bin ich Zuseher und musste deshalb in allen 6 Partien leiden. Zusehen ist viel schlimmer als selber spielen. Vermutlich weil man die fremden Partien noch viel weniger versteht als die eigenen.
Die Partie von Michel hat mir besonders viel Nerven gekostet. Ich verstand die Struktur nicht, redete mir aber ein, das wäre normal. Allerdings gaben meine Berechnungen ständig mehr Varianten die schlecht für Michel waren, als solche die mir gefallen hätten. Bei Alois war die Stellung etwas ruhiger und auch Dominic und Basti hatten Stellungen am Brett, von denen ich wusste, dass sie ihnen liegen. Nach so vielen Jahren in der gleichen Mannschaft entwickelt man Vertrauen und ein Gefühl dafür was die Freunde können.
Christoph genießt auch mein volles Vertrauen ob ich allerdings heute seinem Marshall-Angriff vertrauen sollten, war mir noch nicht so klar. Christoph saß wie immer völlig tiefenentspannt vor einer unglaublich komplexen Stellung. Verglichen damit wirkte die Stellung von Pit recht ruhig und ließ auch ein friedliches Ende erahnen.

Je öfter ich mir die Partien ansah, desto größer wurden meine Ängste. Bei den vermeintlich schlechten Positionen hatte ich Angst, dass wir verlieren, bei den vermeintlich guten Positionen konnte ich den Weg zum Sieg nicht erkennen. Wenig überraschend war das Remis von Pit. Souverän und ungefährdet. Kurz darauf streckte der Gegner von Basti die Waffen. Super ein voller Punkt. Leider habe ich gar nicht mitbekommen, warum der Gegner aufgab. Aber das ist mir auch egal, ich freue mich über einen Punkt und schau schon mal wo wir die restlichen Punkte finden können.

Einen halben finden wir bei Alois. Auch recht souverän und ungefährdet. Bei Michel und Christoph mache ich mir große Sorgen. Dominic scheint auch Probleme zu haben. Aber einen werden wir hoffentlich noch machen. Der Verlauf des Wettkampfes zeigt, ich bin viel zu pessimistisch. Michels Gegner findet nicht die kritische Fortsetzung und bietet Remis. Pit flüstert mir zu "das würde reichen, Dominic steht gut" Michel überlegt noch etwas und gibt dann bei sehr knapper Restzeit Remis. Damit bringt es nicht nur das gewünschte Ergebnis für diese Partie, sondern es gelingt ihm auch die Saison ungeschlagen zu beenden. 

Ich konzentriere mich nun wieder auf die Partie von Christoph. Der hat aus der von mir wohl zu unrecht angezweifelten Stellung eine sehr gute Stellung gemacht. Christoph konnte den geopferten Bauern zurückgewinnen, die gegnerische Königsstellung schwächen, starken Angriff erlagen und in beiderseitiger Zeitnot gewinnen. Hurra, das Abstiegsgespenst ist vertrieben! Dominic spielt nun ohne Druck weiter und steuert auch noch einen vollen Punkt zum finalen 4,5 : 1,5 Sieg über St. Veit an der Glan bei.

Ein toller Wettkampf! Vermutlich hätte ich viel weniger Sorgen gehabt, wenn ich mehr davon verstanden hätte. Aber das ist ja nun egal. Wir haben gewonnen und sind damit die Abstiegssorgen los.
Da können wir den Rest vom Wochenende gleich viel entspannter angehen.

In Runde 10 spielen wir zum ersten Mal in der Stammaufstellung. Peter Schmidt, Christoph Renner, Sebastian Testor, Dominic Wisnet, Alois Hellmayr und Didi Hiermann. So wollten wir von Anfang an spielen, aber erst heute brachten wir sie alle ans Brett. Als Gegner saßen uns die Schachfreunde Graz gegenüber. Ein mindestens ebenbürtiger Gegner. Laut Elo sogar etwas stärker als wir. Doch wir konnten recht entspannt spielen, weil wir uns, nach dem gestrigen Sieg, keine Sorgen mehr um den Klassenerhalt machen müssen. Dachten wir zumindest am Beginn des Wettkampfes. Peter Schmidt spielte mit den Schwarzen Steinen gegen IM Csonka Balazs. Dieser hatte 100 Elopunkte mehr als Pit. Dennoch konnte Pit wieder recht rasch und souverän Remis machen. So ein solides erstes Brett ist echt super!

An Brett 2 überrannte Christoph Renner die Stellung seines Gegners schon in der Eröffnung. Leider verpasste er den finalen Schlag gegen die Königsstellung  seines Gegners und musste nun eine recht komplizierte Stellung mit Dame und Läufer gegen zwei Türme, Läufer und Springer spielen. Wieder mal nichts für schwache Nerven.

Die restlichen Stellungen wirkten recht ausgeglichen. Meine Gegnerin nutzte ihr Bedenkzeit gut aus und ich nutzte die Zeit um mich etwas umzusehen, was den in den anderen Wettkämpfen so los war. Zu meinem Entsetzen musste ich feststellen, dass der Wettkampf von Grieskirchen gegen Styria Graz nicht wie erwartet ein Sieg für Grieskirchen wurde sondern, passend zu dieser verrückten Saison, genau andersrum ausging. Und schon war es wieder da unser Abstiegsgespenst! 9 Mannschaftspunkte waren nun kein Garant mehr für den Klassenerhalt. Also Schluss mit entspannter Partie. Aber sofort zählt wieder jeder Punkt.

Sebastian Testor und Alois Hellmayr lieferten ebenso wie Pit jeweils ein Remis ab. Bei Alois war es wohl ein wenig aufregendes solides Remis. Basti musste sich da schon mehr strecken. Aber keine Sorge, es war ein Doppelturm Endspiel und Basti hat noch nie ein Turmendspiel verloren. Meine Partie dümpelte auch durch ruhige Gewässer während bei Christoph immer noch das Brett in Flammen stand. Dominic stand nicht mehr gut, hatte mir vielen Problemen zu kämpfen und musste irgendwann eingestehen, dass dieser Punkt nach Graz geht. Inzwischen haben wir auch schon ausgerechnet, dass wir vermutlich auch bei unglücklichem Verlauf, wegen der besseren Zweitwertung, nicht absteigen werden. Eine interessante und beruhigende Berechnung aber zum Glück völlig unnötig, denn das Glück ist immer mit den Tüchtigen und das waren heute wohl wir.

Meine Partie mündete in einem Springerendspiel, mit Raumvorteil und mehr Aktivität für mich. Irgendwie habe ich wieder mal so lange versucht Remis zu halten, bis die Stellung sich zum Selbstläufer entwickelte und für mich gewonnen war. Meine Gegnerin hat meine Drohungen wohl etwas zu spät erkannt und musste sich kurz darauf geschlagen geben. Also war der Wettkampf wieder ausgeglichen und Christoph spielte noch. Und wie der spielte, Christoph ist mein Held! In einem sehr fein und genau vorgetragenem Endspiel konnte sich Christoph trotz Minusfigur durchsetzen und damit seine Partie und den Wettkampf gewinnen. Nun ist auch das Abstiegsgespenst endgültig verscheucht. Heuer kommt das sicher nicht mehr und morgen werden wir wirklich einen entspannten Wettkampf spielen.

In Runde 11 konnten nun tatsächlich einen ganz entspannten Wettkampf spielen. Wir können nicht mehr absteigen und wir können leider auch nicht aufsteigen. Ich kann mich gar nicht mehr erinnern, wann wir diesen Luxus zum letzten Mal hatten. Das war doch immer knapp in der letzten Runde. Aber egal, ich genoss den Luxus. Während mein Gegner viel nachdachte nutze ich die Zeit um mir andere Partien anzusehen und mir die Füße zu vertreten. Meine Mannschaftskollegen war da viel disziplinierter. Alle saßen am Brett und dachten angestrengt nach. Aber irgendwie war die Luft wohl schon raus. Oder Fürstenfeld war heute einfach stärker als wir. Trotz meines überraschenden Sieges mussten wir heute eine 4:2 Niederlage hinnehmen. Da wir aber an diesem Wochenende schon zwei Wettkämpfe gewonnen haben und mit Platz 5 eines unserer besten Ergebnisse erreicht haben, ist diese Niederlage leicht zu ertragen.

Abschlussbericht:
Diese Saison war eine der abwechslungsreichsten und verrücktesten Saisonen die ich je gespielt haben. Vermeintlichen Favoriten am Tabellenende, vermeintliche Abstiegskandidaten die nie in Abstiegsgefahr waren. Viele überraschende Ergebnisse und viele überraschende Aufstellungen. Dazu noch das unglaubliche Schnee-Chaos mit 7 Stunden Anreise nach St. Veit. Unser Wunsch mehr Leute in die Mannschaft einzubinden hat sich von selber erfüllt. Wir waren froh, dass wir überhaupt genug Ersatz finden konnten um die Ausfälle zu kompensieren. Noch nie war die Wahrscheinlichkeit so hoch, dass unser non-playing-Captain sein "non" verliert und zum playing-Captain wird. Aber diesen Super-Gau konnte wir (leider) dann doch verhindern. Ich hoffe mein Lieblings-Mannschaftsführer verzeiht mir diese Scherze. Denn eigentlich solle ich hier nicht scherzen, sondern mich bei ihm Bedanken.

Lieber Josef Maier, Vielen Dank! Du hast auch heuer wieder tolle Arbeit geleistet und uns trotz aller Probleme mit Wetter, Krankheit usw. zu einem tollen Saisonergebnis geführt!

Vielen Dank auch an Rudi Bittner und seine vielen Helfer für die tolle Organisation unserer Heimrunde. Rudi hat das alles organisiert und war gemeinsam mit seiner lieben Ewa das ganze Wochenende am Buffet um uns zu versorgen. Aber wir wollen auf keinen Fall vergessen, dass da auch noch viele andere mitgeholfen haben. Aus Angst einen zu übersehen, möchte ich hier nicht alle namentlich aufzählen. Aber ich bedanke mich bei allen die mitgearbeitet, gekocht, geputzt, Tische geschleppt, Figuren aufgestellt, Kuchen gemacht, Salat zubereitet oder eine der vielen anderen Arbeiten erledigt haben.

Danke einfach an alle die uns geholfen haben, damit das alles funktionieren konnte. Insbesondere natürlich auch an die MGem. Taufkirchen für die zur Verfügungstellung der Räumlichkeiten und an den uns  stets zur Seite stehenden Schulwart.